Donnerstag, 23. September 2010

Zu Besuch in der Inkanyezi Waldorfschool im Township Alexandra

Der Schulhof der Inkanyezi Wldorfschool im Township Alexandra.

Das Einstudieren der Tänze für den "Heritage Day" auf dem Fußballplatz...


dem Schulhof...

....und anschließend die Darstellung der Mädchen in der Klasse...


....und dem traditionellen Essen, der verschiedenen Kulturen.



Neben der Schule befindet sich das Township Alexandra.



Ich möchte euch sehr gern von meinen letzten Tagen berichten, in denen ich sehr viele krasse Gegensätze zu meinen Leben in Deutschland erlebte! Ich besuchte am Montag zu Mittwoch zwei Freiwillige, die in der Inkanyezi Waldorfschool im Township Alexandra in Johannesburg arbeiten. Ein Viertel, welches der Inbegriff für ein Meer von Wellblechhütten ist und die Behausung tausender schwarzer Menschen darstellt. Die Kriminalitätsrate ist hier sehr hoch und die Armut sichtbar. Die Freiwilligen wohnen mit drei Lehrern dieser Schule und ihren Kindern in einem Haus im benachbarten Stadtviertel Kew. Die Wohnstätte und die Schule trennen sich von einem Fußweg von zehn Minuten. Zwischen dem Township und dem angrenzenden Stadtviertel Kew befindet sich eine große Straße, die als Grenze dient. Unser Weg von unserer Gastfamilie in Midrand zu der Unterkunft der Freiwilligen in Kew ermöglichte uns ein Minibus-Taxi. Vorzustellen ist sich ein kleiner Bus, vollgestopft mit Menschen, welcher einem Taxisystem angehört, das von der schwarzen Bevölkerung benutzt wird und mit Hand- und Fingerzeichen funktioniert, um einem vorbeifahrenden Taxi anzuzeigen, wohin man möchte. Ein ausgestreckter Zeige- und Mittelfinger bedeutet z.B. ich möchte zum Stadtviertel "Sandton". Fährt der Fahrer in dieselbe Richtung, wird er anhalten. Die Fahrpreise richten sich nach der gefahrenen Strecke und werden nach vorn zum Fahrer durchgereicht! Die Fahrer verlassen sich auf die Mitfahrer, die nachrechnen, ob es auch stimmt. An den Straßen sieht man oft wartende Minibus-Taxen, die erst abfahren, bis das Taxi voll ist. An anderer Stelle sieht man eine lange Schlange von Menschen, die auf ein Minibustaxi warten oder man sieht kleine Minibushöfe, in denen in Reihen die Busfahrer warten, bis ihr Taxi voll besetzt ist. Der Weg mit dem Minibus- Taxi nach Kew, war ein Kulturunterschied, den ich mir nie erträumt hätte. Wir waren eine Seltenheit, da wir als Weiße in solch einem Bus platznahmen. Nicht nur die Menschen im Bus, sondern auch auf der Straße schauten uns nach. Sie blieben stehen und schauten dem fahrenden Bus hinterher. Als wir den ersten Minibus verließen mussten, befanden wir uns schon am Rande des Townships Alexandra. Ich war wie erstaunt. Es war nichts mehr so, wie ich Johannesburg in den Tagen zuvor wahrgenommen hatte. Ich fühlte mich, als würde ich mich in einer anderen Stadt befinden. Es war unglaublich. Es waren so viele Menschen auf der Straße und es waren alle Schwarz. Wir waren die einzigen Weißen und das bekamen wir auch zu spüren. Wir wurden angestarrt und angesprochen. Ich wusste nicht recht wie ich mit dieser Situation umgehen sollte. Ich konnte die Gefühle der beobachteten Personen nicht einschätzen, ihre Einstellungen uns gegenüber nicht erfassen... Wir fanden unseren Minibusbahnhof und wurden zu unserem Haus gefahren. Dort wartete auch schon eine Lehrerin auf uns, die uns sehr herzlich empfang. Der nächste Tag war ebenfalls sehr aufregend. Wir durften die Inkanyezi Waldorfschool besuchen, die ausschließlich von schwarzen Lehrern unterrichtet wird und Kinder aus dem Township besuchen. Es war ein so wunderschönes Erlebnis. Wir kamen in die Schule und Kinder liefen uns entgegen und umarmten uns so herzlich. Sie lachten uns entgegen und ich war sehr berührt. Da am Freitag der "Heritage Day" ist, ein Tag der Kulturen, darf jedes Kind, die gesamte Woche ein Gewand seiner Tradition tragen. In den einzelnen Kulturgruppen, werden selbstständig von den Kindern typische Taenze einstudiert und dann vor der Klasse vorgetragen. Vertretene Kulturen sind z.B. Zulu und Sotho. Der Auftritt der Kinder war unbeschreiblich. Es war eine Kraft in dem Klassenzimmer, die Kinder sangen, bewegten sich, es war wunderschön! Nach den Vorstellungen wurde traditionell gegessen. Da gab es die exotischsten Gerichte wie Würmer, Kuhdarm oder Hühnergehirn, mit dem Hauptnahrungsmittel Meisbrei und verschiedenem Gemuese. Nach dieser wunderschönen Darstellung, durfte ich in der ersten Klasse unterrichten. Die Klasse hatte ihre erste Stunde stricken und ich durfte es ihr beibringen. Anschließend schauten wir in den Kindergarten, der sich ebenfalls auf diesem Gelände befindet. Dort war ich auch sofort als Erzieherin eingebunden und bastelte mit den Kindern Blumenkronen, mit den einfachsten Mitteln. Diese Erlebnisse waren sehr beeindruckend, es war faszinierend, mit welcher Aufmerksamkeit die Kinder dem Unterricht folgen und welche Wärme diese Kinder einem entgegenbringen. Es war unglaublich. Nach dem Tag, sagte mir mein Körper, dass er die gesamten Eindrücke erst einmal verdauen musste, denn ich war total geschafft! Bis bald, eure Laura :)

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